Wieso Schotter gerade in Vorgärten ein Problem darstellt und weshalb ein Verbot sinnvoll ist
Schottergärten sind in aller Munde. Doch wo man vor fünf bis zehn Jahren noch eher locker davon sprach, dass man jetzt auch den Vorgarten geschottert habe, so traut man es sich heute kaum noch auszusprechen. Genau diese Trendwende ist nur zu begrüßen – auch wenn vorab gesagt sein sollte, dass man beim Thema Stein im Garten zunächst genauer hinschauen sollte.
Was ist ein Schottergarten?
Als Schottergarten werden Flächen bezeichnet, die im Grunde zum Gartenbereich eines Hauses gehören, wie den Vorgarten oder den Hauptgarten, aber nicht wie es das Wort „Garten“ erahnen lässt begrünt wurden, sondern mit Schotter oder Ziersplitt befüllt wurden.
In der Regel wurden diese Flächen mit einem Unkrautvlies oder schlimmer noch mit einer dichteren wasserundurchlässigen Folie ausgelegt und dann mit zierenden kleinen Steinen in 3 bis 7 cm Höhe ausgelegt.
Der Sinn dahinter ist meist, dass eine pflegeaufwändige Fläche umgewandelt werden soll und dennoch „sauber“ aussehen soll.
Was ist ein Steingarten?
Ein Steingarten ist einer natürlichen Pflanzenumgebung aus der Natur nachempfunden. Er beheimatet vielerlei Pflanzen, die sich auf das Leben auf trockenem und steinigem Untergrund spezialisiert haben. Zu finden sind Sie beispielsweise in den Höhenlagen von Österreich. Da sich gerade Gebirgspflanzen auf diesem Grund gut entwickeln.
Wieso wird mit Stein gemulcht?
Gerade bei neu angelegten Beeten sieht man häufig zwischen den Pflanzen eine Schotterschicht durchblitzen. Dabei handelt es sich jedoch in den meisten Fällen nur um eine Mulch-Schicht. Der Unterschied ist, dass hierbei kein Vlies den Boden abgrenzt und somit auf seine Art verdichtet. Dennoch sollte bei jedem Projekt einzeln darüber nachgedacht werden, ob ein Stein als Mulch an dieser Stelle sinnvoll oder ästhetisch wichtig ist. Ausschlaggebender Faktor sollte bei einer Entscheidung die Regionalität und erst an zweiter Stelle das Garten-Design sein.
Die vier größten Probleme bei einem Schottergarten
Beeinträchtigung des Kleinklimas
Da keine Pflanzen auf der Fläche wachsen oder nur sehr wenige, gibt es leider auch keine Beschattung der Steine oder Abkühlung durch Photosynthese-Prozesse. Die Hitze-Rückstrahlung der Hauswand, Pflasterfläche, des Asphalts der umgebenden Straße und der Steinwüsten-Fläche lässt die Temperaturen im Kleinklima merklich steigen. Heißt, dass es im Sommer keine Abkühlung gibt und die Temperaturen nochmals ansteigen. Auch in der Nacht kann es kaum zu einer Abkühlung kommen, da diese durch Pflanzen nachweislich besser reguliert wäre. Insbesondere vor dem Haus wünscht man sich meist eine Lärmdämpfung des Straßenlärms. Aber ohne Pflanzen, die Geräusche mindern, keine Lärmdämpfung. Letztlich ist auch die Feinstaubbelastung hier höher, denn es gibt keine Pflanzen, die diese umwandeln oder binden würden. Insbesondere im Vorgarten bringt eine Steinwüste als Gestaltung also starke Nachteile.
Erhebliche Einwirkung auf das ökologische Umfeld
Die Ökologie des Wohnumfelds wird durch großflächige Schotterflächen, genauso wie durch Versiegelung des Bodens stark beeinträchtigt. Das Problem ist, dass die Folien im Untergrund teilweise das Versickern von Niederschlagwasser erschweren und sogar verhindern können. Durch die Abdeckung mit Vlies oder einer Folie verarmt das gesamte Bodenleben. Der Boden muss – sollte die Steinwüste zurückgebaut werden, erst wieder gelockert werden. Denn dieser hat sich mit der Zeit zunehmend verdichtet. Ameisen, Käfer und Co siedeln zwar gerne in diesen Steinflächen, können schnell zu unbeliebten Gästen im Haus werden. Vom Verlust der Arten- und Pflanzenvielfalt bei einem hohen Ausmaß an Steinwüsten und großer Fläche ganz zu schweigen.
Anmerkung:
Die Auswirkungen der Nachteile sind größer, umso größer die Fläche einer solchen Steinwüste ist. Hier sind wieder Einzelfälle zu betrachten, wo beispielsweise bei kleiner Fläche unter 1 Quadratmeter kaum Nachteile entstehen. Insofern sonst das Grundstück begrünt ist. Im Zusammenspiel mit weißen, ebenfalls nicht begrünten Haus-Außenwänden ist die Auswirkung der klimatischen Folgen deutlich größer.
Hoher Kosten- und Pflegeaufwand
Mit den Jahren wird der Arbeitsaufwand einer solchen Steinfläche immer höher. Die Steine setzen mit der Zeit schnell Algen, Moose und Flechten an. Die Reinigung der Steine ist sehr aufwändig. Durch einen organischen Eintrag von außen, also Laub, Samen und Staub auf die Fläche bildet sich eine Humusschicht zwischen den Steinen und auch darauf. Samen – die meist durch Vögel eingetragen werden – keimen in dieser Schicht auf und Keimlinge von Ahorn oder anderen schnell wachsenden Pflanzen ist sehr schwer zu entfernen.
Schon nach wenigen Jahren muss regelmäßig Unkraut gejätet werden. Auch das Unkrautvlies, welches immer mehr in Anspruch genommen wird durch aufkeimende Pflanzen, muss nach einigen Jahren schon ausgetauscht werden. Herbizide oder Salzlaugen und andere Hausmittelchen sollten schon allein aus ökologischen Gründen nicht auf der Steinfläche benutzt werden. Besonders im Herbst ist der Pflegeaufwand sehr mühsam, da das Laub umständlich entfernt werden sollte. Die Steine müssen ebenfalls regelmäßig gereinigt werden, das kostet Energie und Wasser.
Chemiekeule als Pflegeerleichterung (Verboten)
Da die Schotterfläche schon nach kurzer Zeit dem Eintrag von Pflanzenkeimlingen und Moosen ausgesetzt ist, greifen nach wie vor einige Menschen zur Chemie-Keule. Der Einsatz von Chemie ist außerhalb des Nutzgartens verboten und prinzipiell sollte darauf verzichtet werden. Das Ausbringen dieser Mittel, wie auch leider noch oft empfohlener Hausmittelchen wie Essig und Spülmittel gemischt, sind ebenfalls zu unterlassen.
Wer hat sich das mit dem Schotter im Garten eigentlich ausgedacht? Wie konnte es Trend werden?
Geschichtliche Entwicklung
Gestalterisch macht Schotter durchaus in bestimmten Garten-Bereichen und Garten-Stilen Sinn. Es ist sogar davon auszugehen, dass der Schottergarten-Trend einem berühmten Gestaltungsbeispiel oder berühmten Gärten nachempfunden wurde. So erkennt man auch bei formellen Barockgärten aus dem 18. Jahrhundert eine hohe Verwendung von Schotter – zu differenzieren ist jedoch, dass dieser hierbei auf den Wegen und Plätzen genutzt wurde um die harten geometrischen oder geschwungenen Formen besser herauszuarbeiten. Teil der Barocken Gartengestaltung ist zudem das Einbeziehen der Architektur des Gebäudes in die Außenanlage. So berühmt solche Gartenbeispiele sind, zeigt dies noch lange nicht, dass diese Gärten in der heutigen Zeit Bestand haben. Die Kehrseite dieser formellen Gartenanlagen ist nämlich ebenso der hohe Pflegeaufwand, hohe Kosten in der Instandhaltung und die geringe Vielfalt an Pflanzen.
Vom Vorbild aus dem Straßenbau in den Garten
Ein weiterer Grund für diesen Trend der Schottergärten könnte von Gabionen herrühren. Diese mit Stein gefüllten Drahtkörbe werden in der Regel in der Befestigung von Hängen im Außenbereich genutzt und fanden nun nach und nach Einzug in Hausgärten als Mauern, Sichtschutz, Sitzmöglichkeit und Hochbeete. Die Verwendung von Stein im heimischen Garten ist somit in den vergangenen Jahrzehnten immer häufiger geworden. Was wiederum den Weg zum „ganzheitlichen Schotter-Wahnsinn“ ebnete.
Der angelernte Sinn für Ordnung
Ein weiterer Grund dafür, dass Schottergärten überhaupt zum Trendthema wurden, ist der angelernte Sinn für Ordnung. Dabei spielen zwei Gedankengänge eine Haupt-Rolle „Was wird wohl der Nachbar denken?“ und „Meine Mutter hat mir eingebläut, dass jeder Löwenzahn sofort raus muss“. Ein angelernter Sinn für Ordnung, der letztlich darin endet, dass man versucht, die Natur, etwas Lebendiges in ein Muster zu zwängen. Das gesellschaftliche Ansehen spielt hierbei mit hinein. Insbesondere der Vorgarten – als Übergang in den öffentlichen Raum – soll repräsentativ wirken. Als Hauptgrund weshalb man sich mal für einen Schottergarten entschieden habe, sei, dass die Fläche keine Pflege mehr bedürfe und sauber und ordentlich aussehe. Dass dies ein Trugschluss ist, müssen viele Schottergartenbesitzer*innen über die Jahre erst erfahren.
Die besten Alternativen zu Schotter:
Bodendecker statt Schotter:
Für ein einheitliches, ruhiges Erscheinungsbild muss in der Gartengestaltung kein Schotter eingesetzt werden. Trotz steigender Preise sind Pflanzen auch hier eindeutig die erste Wahl. Bodendeckende Pflanzen haben meist die Eigenschaft sich schnell auf Flächen auszubreiten und diese optisch zu bedecken. Egal ob für Bereiche in der Sonne oder dem Schatten, oder solche, über welche man ab und an hinüber geht – die Vielfalt blühender niedriger Pflanzen ist groß.
Mischpflanzung statt Schotter:
Wer sich nicht Zeit und Geld für eine individuelle Pflanzplanung leisten kann, der findet dank bewährter Mischpflanzungen eine Möglichkeit, Fläche zu bepflanzen. Es gibt einige hervorragende Mischpflanzungen, welche für Boden und Standort ausgewählt werden können. In diesen finden Sie Stauden und Gräser, die sich für gewisse Standorte eignen und eine Auflistung der Anzahl in Abhängigkeit zueinander, so dass sie stets (korrekt angewandt) ein schönes Beet zaubern.
Hier finden Sie eine gute Übersicht über Mischpflanzungen: https://www.bund-deutscher-staudengaertner.de/cms/staudenverwendung/mischpflanzungen/mischungen_alphabetisch.php