Die Besiedelung des Schwarzwaldes begann um 1000 herum mit dem Einzug der Klöster. Diese gelten als Keimzelle der Dörfer, welche sich um sie herum ansiedelten. Die Mönche pflegten nicht nur das Wissen über die Gartenbaukunst, sie setzten dieses auch um und wussten mit den klimatischen Bedingungen und landschaftlichen Gegebenheiten umzugehen. Sie gaben ihr Wissen und Saatgut an die Dörfler weiter, so dass sich diese selbst versorgen konnten. Der heute sogenannte Selbstversorgergarten stellte die Ursprünge des Schwarzwald-Bauerngartens dar.
Inhalt aus meiner Bachelorarbeit: Bachelorarbeit Johanna Hellmann – Entwicklung der Kulturlandschaft Bauerngarten entlang der Bauerngartenroute Schwarzwald und die Entwicklung eines Projektes zur Unterstützung und Förderung des Erhalts von Bauerngärten
Das Wissen der Römer im heutigen Bauerngarten
Um die Besonderheit dieser Entwicklung noch einmal darzustellen ist der Vergleich zu den allgemeinen Bauerngärten vorzunehmen. Der Bauerngarten im Allgemeinen entwickelte sich aus der Kultur der Römer. So schreibt der Gartenbauingenieur und Autor Robert Sulzberger in BAUERNGÄRTEN – ANLEGEN UND PFLEGEN, welches 2013 im BLV Buchverlag erschienen ist auf S.8: „Die Entwicklung der für den Bauerngarten typischen Anbauweise war freilich nicht auf den Forschergeist der alten Germanen zurückzuführen, sondern auf den Eroberungsdrang der Römer“. Die Römer brachten im Zuge ihrer Eroberungsfeldzüge und Belagerungen auch ihre Kultur mit nach Deutschland. So auch sehr viele mediterrane Pflanzen, Obstgehölze und Anbauweisen.
Im Jahr 800 n. Chr. verkündete Karl der Große die Landgüterverordnung „Capitulare de Villis“. In dieser legte er eine Liste von Pflanzen fest, welche eine vielfältige Ernährung begünstigen. Die Pflanzenliste umfasst 72 Kräuter, welche im Garten anzupflanzen waren plus ein weiteres Kraut, die Hauswurz, die auf dem Haus des Gärtners anzubauen sei. Doch diese Entwicklung betraf die Region Schwarzwald nicht direkt, da er erst später besiedelt wurde. Mönche, welche dieser Bewegung und Festlegung der Artenvielfalt durch Karl des Großen unterstützten, brachten diese Pflanzenliste erst viele hundert Jahre später in den Schwarzwald. Dort beeinflussten sie durch Pflanzenaustausch und Wissensvermittlung die Bauerngärten. „Sicher haben die von den Mönchen abhängigen Bauern viel Wissenswertes über den Gartenbau und die richtige Pflanzenverwendung gelernt.“, schreibt Christiane Widmayr in BAUERNGARTEN NEU ENTDECKT, erschienen 1990 in der BLV Verlagsgesellschaft. Als Unterstützer Karl des Großen wanderten im 10.Jahrhundert viele Mönche aus Italien über die Alpen in das heutige Deutschland ein und verbreiteten dort auch die Gartenkultur.
Der Einfluss weltweiter Gartentrends auf den Bauerngarten
Einfluss auf die weitere Entwicklung des Bauerngartens nahmen Änderungen aus dem direkten Umfeld der Gärten und Bäuerinnen. So zum Beispiel die persönliche Neigung zu weltweiten Gartentrends. Um 1500 wurde der französische Garten oder auch Barockgarten populär mit seinen strengen geometrischen Formen und der Verwendung von Buchs als Einfassung. Noch heute finden sich Buchsbaumhecken als Beeteinfassung in den Bauerngärten. Im 18. Jahrhundert kam der Stil des englischen Landschaftsgartens auf, welcher sich durch weitläufige Rasenflächen und naturnahe Gestaltung und die Landschaft wiederspiegelnde Gehölzsäume auszeichnet. Ob und inwieweit diese Trends Einfluss auf den jeweiligen Bauerngarten ausübten hing vorrangig von der Einstellung der Bäuerin ab. Einige waren diesen Trends gegenüber offener und legten um den Bauerngarten herum weitere Flächen an, die nach und nach mit dem ursprünglichen Bauern- und Selbstversorgergarten zusammengeschlossen wurden. Andere Bäuerinnen wiederum, welche nicht die Fläche und das finanzielle Vermögen dazu hatten blieben beim Ursprung, einem Garten mit Nutzpflanzen.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass „es vor allem die Mönche (waren), die für neuen Aufschwung“ (vgl. GRIEßMAIR und KOMPATSCHER, 2000: 10) in der Gartenkunst und somit auch im Bereich Bauerngarten im Mittelalter sorgten. Zudem gaben sie ihr Wissen an neue Bauern weiter und bereicherten damit auch alteingesessene Bauern. Die Klöster waren eine wichtige Institution, welche untereinander und mit allen Menschen vernetzt war. Knapp 80 Jahre ist es her, dass die ersten Kleingartenanlagen in Freiburg, zwischen 1931 und 19504, entstanden sind. Diese Flächen sind jedoch schon gefüllt und die Nachfrage steigt stetig.
Aktuelle Gartentrend und der Bauerngarten
In den letzten zehn Jahren kamen neue Gartentrends in Mode. Urban Gardening – Projekte, Guerilla Gardening und Formen des Gemeinschaftsgärtnerns entstehen aus dem Wunsch nach Selbstversorgung, Kontrolle über die Anbauweise, Wegfall der Transportwege von Obst und Gemüse durch nicht regionale Großhändler, Regionalität und dem Drang zurück zur Naturverbundenheit. Monika Borodko-Schmidt vom Garten- u. Tiefbauamt ist Koordinatorin der Urban Gardening Flächen in Freiburg. Sie berichtet von einer großen Annahme unter der jungen Bevölkerung und langen Wartelisten für eine freie Fläche. Junge Familien, Kinder und auch die ältere Generation möchte wieder selbst gärtnern, ernten und vor allem viel darüber lernen. Der Bauerngarten wird von vielen Urban-Gardening-Betreibenden als Vorbild angesehen.